Feuerwehrfrau Nicole Kaul: „Ich kann nicht wegschauen, wenn jemand leidet.“

(Foto: © Sebastian Winterscheid)

Mit zehn kam Nicole Kaul zur Feuerwehr. 19 Jahre später ist sie immer noch dabei. Nur ist ihr Hobby mittlerweile auch zum Beruf geworden: Heute koordiniert sie die Einsätze der Berufsfeuerwehr

„Die Begeisterung war bei mir schon immer da“, sagt Nicole Kaul. Lässig lehnt die 29-Jährige aus Hartmannsdorf bei Zwickau an einem der großen Einsatzwagen der Freiwilligen Feuerwehr. „Mein Vater war bereits in der Feuerwehr. Die Leidenschaft ist mir sozusagen in die Wiege gelegt worden“, verrät die junge Frau.

Bereits mit zehn ist Kaul zur örtlichen Jugendfeuerwehr gekommen. „Nun bin ich bereits 19 Jahre dabei“, erzählt sie. „Ich bin Gruppenführerin, Atemschutzträgerin und Maschinistin.“ Um die Aufgaben bei der Freiwilligen Feuerwehr übernehmen zu dürfen, musste sie einige Ausbildungen absolvieren. „Es ist immer eine Frage, was man sich zutraut. Jeder muss eine Grundausbildung machen. Das Weitere baut dann aufeinander auf“, so die Feuerwehrfrau.

Kaul war immer schon von der Technik und den Fahrzeugen begeistert. Doch noch wichtiger sind ihr Zusammenhalt und Kameradschaft. „Wir bilden bei der Feuerwehr eine gute Gemeinschaft und sammeln zusammen viel Erfahrung“, erzählt sie. Für sie auch besonders wichtig: Anderen Menschen helfen zu können. „Ich kann einfach nicht wegschauen, wenn jemand leidet. Es ist schön, wenn man andere Menschen beistehen kann“.

Mit ihrem Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr tritt Kaul daher auch für klare Werte ein. „Retten – Löschen – Bergen – Schützen: der Leitspruch der Feuerwehr passt für mich genau“, sagt die junge Frau überzeugt.

Die Technik und die großen Autos begeisterten Nicole Kaul schon als kleines Mädchen. Heute ist sie bei der Freiwilligen Feuerwehr Hartmannsdorf und arbeitet hauptberuflich bei der Berufsfeuerwehr Zwickau (Foto: © Sebastian Winterscheid)

Jeder neue Einsatz ist für sie auch eine neue Herausforderung, sagt Kaul: „Es wird nie langweilig. Jeder Einsatz hat für mich etwas Eigenes und Neues.“ Mit ihrer Ausbildung als Atemschutzgeräteträgerin ist sie bei Bränden besonders gefragt. „Es ist aber noch mal ein deutlicher Unterschied, das Trainierte dann im richtigen Einsatz auch anzuwenden.“

Kaul ist anzumerken: Sie ist mit vollem Herzen bei der Feuerwehr. Tatsächlich aber ist ihr am liebsten, es gibt gar keinen Notfall. Besonders bei trockenem Wetter im Sommer steigt aktuell allerdings die Gefahr. Betroffen sind dann vor allem Wälder, Wiesen und Felder. „Wir hatten da bisher Glück in unserem Einsatzgebiet“, erzählt sie vom gerade vergangenen Sommer. „Zuletzt mussten wir nur bei einen Entstehungsbrand auf einer Wiese und zu einer Brandstiftung im Wald ausrücken.“ Das haben sie und ihre Kameraden aber schnell unter Kontrolle bekommen.

Durch die Begeisterung für die Freiwillige Feuerwehr war für Kaul schon früh klar: „Ich mache das Hobby zum Beruf. Im Hauptberuf bin ich bei der Berufsfeuerwehr Zwickau. Hier bin ich Sachbearbeiterin in der Leitstelle. „Wir nehmen die Alarmierungen auf und bereiten die Einsätze im Landkreis vor“, gibt sie einen Einblick. Gleichzeitig ist sie aber auch noch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Hartmannsdorf aktiv. In der Funktion rückt sie nach wie vor selbst mit den Kameraden aus.

„Nicole Kaul ist ein Vorbild für viele Frauen.“

Kerstin Nicolaus
CDU-Abgeordnete

Kaul kann ein Engagement bei der Feuerwehr vor Ort nur empfehlen. „Das sollten eigentlich alle einmal ausprobieren“, sagt sie. „Es wird jeder gebraucht. Für jeden gibt es bei der Feuerwehr eine Aufgabe. Man muss dafür nicht unbedingt 1,90 Meter groß und schlank sein“, lacht sie.

„In der Freiwilligen Feuerwehr werden Werte wie Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft im Dienst für unsere Menschen zum Schutz von Leben und Hab und Gut sowie Kameradschaft bewahrt“, sagt die CDU-Abgeordnete Kerstin Nicolaus, die selbst aktive Feuerwehrfrau ist. „Die Kameradinnen haben sich einen hohen Stellenwert in den Wehren erarbeitet. Unsere Nicole Kaul ist ein Vorbild für viele Frauen. Sie kann den LF 10 genauso fahren, wie sie sich als Atemschutzgeräteträgerin im Einsatzgeschehen aktiv beteiligt“, so die Abgeordnete weiter.

In Sachsen sind aktuell etwa 42.910 Menschen bei den Freiwilligen Feuerwehren aktiv. Darunter sind rund 4.500 Frauen – so wie Nicole Kaul. „Wir werden immer mehr“, freut sie sich. Die Freiwilligen Feuerwehren sind in Sachsen ein wichtiger Teil des flächendeckenden Brandschutzes. Aber gerade im ländlichen Bereich haben sie auch noch eine große Bedeutung für die Gemeinschaft. Sie stehen für den Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung.

Der Freistaat Sachsen bemüht sich deswegen schon seit einigen Jahren, die Freiwilligen Feuerwehren noch mehr zu fördern und zu unterstützen. Dazu gehören etwa Auszeichnungen bei besonderen Einsätzen wie etwa den Waldbränden.

Von den über 40.000 Feuerwehrleuten in Sachsen sind gerade einmal rund 4.500 weiblich. Ein davon ist Nicole Kaul aus Hartmannsdorf. „Für jeden gibt es bei der Feuerwehr eine Aufgabe. Man muss dafür nicht unbedingt 1,90 Meter groß und schlank sein“, wirbt sie (Foto: © Sebastian Winterscheid)

Seit 2018 bekommen die Kommunen außerdem eine jährliche Pauschale von 50 Euro pro aktivem Angehörigem. Außerdem unterstützt der Freistaat Führerscheine für die großen Einsatzfahrzeuge mit einer Finanzspritze von bis zu 1.000 Euro. Schließlich fließt auch noch eine Menge Geld in den allgemeinen Brandschutz und die Ausstattungen der Feuerwehren.

Damit es aber vor Ort läuft, hängt alles vom Einsatz der Engagierten und Ehrenamtlichen ab. Deswegen ist der Nachwuchs auch so wichtig. Um neue Freiwillige zu gewinnen, startete der Freistaat 2018 extra eine eigene Kampagne. Mit dem Slogan: „Du bist unsere Rettung“ wird für das ehrenamtliche Engagement im Brand- und Katastrophenschutz sowie im Rettungswesen geworben.

Das Ehrenamt mit Blaulicht rückt damit noch mehr in die Öffentlichkeit. „Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz in Sachsen funktionieren nicht ohne ehrenamtliches Engagement. Darum bitte ich Sie um Ihre Mitwirkung und danke all denen, die es bereits tun!“, ist Sachsens Innenminister Armin Schuster auf der Kampagnen-Website zitiert.

Eine Herausforderung, um die Zahl der Ehrenamtlichen zu steigern, ist es dabei, mögliche Bedenken bei Arbeitgebern abzubauen. Wenn zum Einsatz gerufen wird, müssen die Freiwilligen so schnell wie möglich zum Feuerwehrhaus. Ihre Arbeit bleibt dann liegen.

Im Sächsischen Gesetz über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz ist deswegen geregelt, dass Arbeitnehmer nicht benachteiligt werden dürfen. Arbeitgeber und Selbstständige können für die durch Einsätze entstehenden Kosten sogar Erstattung beantragen.

Nicole Kaul trifft da bei ihrem Arbeitgeber auf Verständnis – was ja auch irgendwie logisch ist. So lässt sich ihr Beruf einfach mit ihrem freiwilligen Engagement vereinen. „Mein Arbeitgeber ist da wirklich sehr tolerant und untestützt mich. Auch wenn ich zum Beispiel eine Fortbildung habe, lässt sich das leicht organisieren“, sagt sie.

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