SpecialOlympics in Sachsen

(Foto: © Sebastian Winterscheid)

SpecialOlympics ist eine Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Wenn im Sommer 2023 die Weltspiele nach Berlin kommen, profitiert auch Sachsen

Meißen, Radebeul, Delitzsch und Glauchau: Die vier Handballteams, die sich Mitte Oktober beim VfL Meißen zum Turnier trafen, haben alle etwas Besonderes. Gemeinsam bilden sie nämlich die sächsische Special-Liga. In den inklusiven Handballmannschaften spielen ausschließlich Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung.

Viele der Sportler arbeiten tagsüber in Behindertenwerkstätten und nutzen den Handball als Ausgleich. Da ist so ein Turnier natürlich ein richtiges Highlight. Die Special-Liga gibt es in Sachsen erst seit 2018, in den vergangenen Jahren war der reguläre Spielbetrieb nicht immer möglich.

Umso mehr freuten sich die Sportler Mitte Oktober, dass es endlich wieder zum Turnier nach Meißen ging. Tatkräftige Unterstützung bei der Organisation des Spielbetriebs bekommen die vier inklusiven Handballmannschaften, die allesamt im Umfeld von Behinderteneinrichtungen entstanden sind, vom SpecialOlympics Sachsen e.V.

Sprungwurf, Meißen im Angriff! Am Ende konnten die Meißner das Spiel gegen das Team aus Radebeul 11:4 für sich entscheiden (Foto: © Sebastian Winterscheid)

So war bei dem Turnier auch Daniela Kuge vor Ort. Die CDU-Abgeordnete ist seit 2021 Präsidentin des sächsischen Verbands. „Als Sozialpolitikerin sehe ich es als meine Aufgabe an, mich auch für Menschen mit Behinderung einzusetzen. Wer einmal bei so einem Turnier dabei war, merkt, mit wie viel Engagement, Ehrgeiz und Liebe die Teams und auch ihre Betreuer dabei sind. Das muss man einfach unterstützen“, schwärmt sie.

Die Sportbewegung SpecialOlympics gibt es seit 1968. Gründerin ist Eunice Kennedy-Shriver, eine von fünf Schwestern von US-Präsident John F. Kennedy. Ihre ältere Schwester Rosemary war nach einer Operation behindert, es gab keine Möglichkeit für sie, an Sportevents teilzunehmen.

Weil die inzwischen weltweit aktive Organisation vom olympischen Komitee anerkannt ist, darf sie als einzige in diesem Bereich den Begriff „Olympics“ nutzen. Erstes Ziel ist es, Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung zu helfen, sich sportlich zu betätigen. Denn Untersuchungen haben ergeben, dass Bewegungsangebote förderlich für die Entwicklung von Menschen mit Behinderung sind.

„Es muss selbstverständlich sein, dass sich Menschen mit geistiger Behinderung vielfältig sportlich betätigen können.“

Daniela Kuge
CDU-Sozialpolitikerin

Übergeordnet versteht sich die Organisation auch als Inklusionsbewegung. Sie will Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft verhelfen.

Heute ist SpecialOlympics mit über 5 Millionen Athleten in 174 Ländern vertreten. Alle vier Jahre richtet die Organisation außerdem die World-Games aus. 2023 finden diese in Berlin statt, mehrere Tausend Sportler aus der ganzen Welt werden erwartet.

Das hat auch Auswirkungen auf Sachsen: Denn über ganz Deutschland verteilt gibt es 216 sogenannte Host-Towns. Sie haben jeweils eine Länderpartnerschaft übernommen und werden Mannschaften aus den jeweiligen Patenländern beherbergen.

In Sachsen sind Dresden, Leipzig, Auerbach, Wurzen und Chemnitz solche Host-Towns. In Wurzen etwa werden dann Spitzensportler aus Gambia begrüßt, in Dresden kommen die Athleten aus Puerto Rico unter. Die Kommunen organisieren barrierefreie Unterkünfte und Verpflegung sowie Kultur- und Sportprogramme, um den ausländischen Spitzensportlern während der World-Games die deutsche Gastfreundschaft zu zeigen und die heimische Kultur nahezubringen.

Die Meißner Abwehr stand wie eine Mauer! (Foto: © Sebastian Winterscheid)

In Sachsen besteht der Special-Olympics-Landesverband aktuell aus fünf Sportvereinen, dazu sind 15 Institutionen wie Behinderten-Werkstätten und Wohngruppen Mitglied, außerdem noch 75 Einzelpersonen.

Der sächsische Verband wünscht sich, künftig noch mehr Sportler mit einer Behinderung in schon bestehenden Sportvereinen zu integrieren. Da gibt es aber häufig noch Berührungsängste, denen jetzt mit einem Informationsprogramm begegnet werden soll.

So sollen etwa Trainer gesondert ausgebildet und Fragen zur Sportförderung beantwortet werden. „Es muss selbstverständlich sein, dass sich Menschen mit geistiger Behinderung vielfältig sportlich betätigen können. Und es ist wichtig, dass sie Anerkennung für ihre sportlichen Leistungen bekommen“, sagt Daniela Kuge.

Handball ist übrigens nur eine von vielen Special-Olympics-Sportarten: Auch im Fußball, beim Judo, Schwimmen, Bowling, Reiten, Tischtennis oder in der Leichtathletik treffen sich regelmäßig behinderte Sportler, um ordentlich ins Schwitzen zu kommen.

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